Im Märchen wird symbolisch die Suche nach der Anima, bzw. dem Animus beschrieben. Im Märchen "Der Froschkönig" muss die Prinzessin (= Anima) einen Frosch (=Animus) küssen, um ihn in einen Prinzen zu verwandeln. Das heißt, erst durch die Annahme und den Kuss, verwandelt er sich von einem Frosch in einen Prinzen. In der Metapher gesprochen: erst durch das Akzeptieren ihrer männlichen Seite, die sie zuvor abgelehnt hat, kann sie die wahre Schönheit ihrer eigenen männlichen Energie erfahren und integrieren. Somit ist sie gereift und zu einem in sich ganzen Menschen geworden.
Im umgekehrten Sinne sucht der Prinz im Märchen "Dornröschen" seine Anima und kämpft sich hier durch eine Dornenhecke, um die Prinzessin zu finden. Das heißt er muss einen Wachstumsprozess durchlaufen, um an seine weiblichen Qualitäten zu gelangen, um in sich selbst zur Einheit zu reifen.
Die Ganzheit ist also nur über die Balance der männlichen und weiblichen Energie in sich selbst zu erreichen.
Das Verdrängen der eigenen Weiblichkeit führt auf Dauer zu einem Ungleichgewicht, da ein wesentlicher Teil der Persönlichkeit nicht gelebt wird. Die Auswirkungen davon sind auf der geistigen, mentalen, emotionalen und schließlich auch auf der körperlichen Ebene (als Krankheit) zu spüren.
Weib zu sein bedeutet keinesfalls ausschließlich passiv zu sein, sondern sich mit Hingabe als auch Leidenschaft Projekten, Situationen oder Personen zu verschreiben, wenn dies gut tut und nährend ist. Das Wonnenweib, ob im Mann oder in der Frau, möchte sich mit Sinnlichkeit des Lebens erfreuen, und dazu ist es von Nöten sich auf sich selbst, seinen Körper, seine Sinnlichkeit, seine Gefühle und dem Ausagieren der selbigen zu besinnen.
Nur durch die bewusste Wahrnehmung der feinstofflichen Körper, des Gefühls und der Intuition ist eine Wiedervereinigung mit der männlichen rationalen Seite gegeben und dadurch befruchtend und im Austausch.