Unser Unbewusstes bestimmt unser Leben weitaus mehr als das Bewusste. So zeigen sich in den Märchen auch unsere Licht- und Schattenseiten, und wir werden uns in dem einen oder anderen Archetyp wiederfinden. Die Märchengestalten personifizieren Gut und Böse und machen dadurch die Unterscheidung leicht. So kann die Geschichte eine klärende, sogar reinigende Wirkung ausüben.
Die spirituelle Betrachtungsweise des Märchens offenbart, dass es um das Ewig-Gute, das im Menschenherzen ruht, und von dem der Mensch sich wünscht, dass es einmal uneingeschränkt in ihm herrschen möge, geht. Bevor es jedoch so weit ist, gibt es viele Zwischenfälle, die in den Märchen oft als Prüfungen dargestellt werden. Der Kandidat wird geprüft, ob er nur seinen eigenen Vorteil sucht, oder dem ewigen Prinzip in sich Gehör schenkt. Will er mit Gewalt – mit seinem Ego – durch die Dornenhecke, um das schlafende Dornröschen aufzuwecken, muss das misslingen. Erst wenn die Einflüsterungen des Egos keine Macht mehr über ihn haben, ist die Zeit reif, und das Dickicht lichtet sich.
Märchen eröffnen uns den Raum für den lichten Aspekt ins uns, damit der dunkle Teil integriert werden kann.